Stimmungen

Stimmungen sind Kompromisse und keine Dogmen!

Stimmungen und Musikstile

Bei Dudelsackkapellen mit mehr oder weniger Bumbum, die einzig und allein eine Tonart bedienen ist die reine, harmonische Stimmung die Richtige.


Auch in einer Kombination verschiedener Borduninstrumente, bzw. bordunähnlich gespielter  oder gut mischfähiger Melodieinstrumente ist diese Stimmung in Ordnung.


Bei Dudelsack und Rockmusik gibt es mit dem Gitarristen die ersten Probleme.

Spielt man (Gitarre) mit offener Stimmung und bemüht sich um einen bordunähnlichen Sound ist eine reine, harmonische Stimmung möglich.


Wenn es akkordlastiger wird, stört als Erstes der oder die Bordun(e) und als Nächstes die reine, harmonische Stimmung.


Speziell wird's, wenn temperiert und gespreizt gestimmte Instrumente hinzu kommen.

Das Stimmen von Dudelsäcken

Solange wie es Musikinstrumente gibt, setzt man sich mit Stimmungen / Temperaturen auseinander. Jede Musikkultur hat bestimmte Anforderungen an ein Tonsystem und aus Diesem resultierende Intervalle bzw. Klänge. Das Problem beginnt mit Modulationen in mehreren Tonarten.  Melodien, gespielt auf Borduninstrumenten, haben einen oder mehrere Grundtöne (Borduntöne), die permanent mitklingen. Wir hören also keine Melodien nacheinander folgender Töne, sondern immer Intervalle oder Klänge, je mitklingender Anzahl von Borduntönen. Für die nachstehenden Betrachtungen gehen wir der Einfachheit halber von einem Bordunton (Grundton) aus.


Spielt man ausschließlich in einer Tonart, ist die Reine Stimmung zu bevorzugen. Hat man die Möglichkeit von einer Moll  - in eine Durtonart bei gleichem Bordunton zu wechseln, bleiben die reinen Intervalle gleich,  Abweichungen gibt es bei Terzen, Sexten und Septimen. Es ist alles aber noch nicht so problematisch und die meisten Ohren haben damit noch kein Problem.


Außerdem gibt es noch gute und weniger gute verwandte und parallele Tonarten, ausgegangen von einem festgelegten Grund - bzw. Bordunton. Die Tonika verträgt sich mit der Subdominante deutlich besser als mit der Dominante.


Als Beispiel die Tonarten C-Dur (Tonika) und F-Dur (Subdominante) und der Bordunton C:


  • der Bordun C ist der Grundton von C-Dur
  • der Bordun C ist der falsche Bordun von F-Dur (Quinte)
  • Quinten und Oktaven bleiben
  • Terzen werden zu Sexten und verhalten sich ähnlich
  • das eigentliche Problem ist die Quarte in F-Dur, der Ton h in C-Dur


Der Ton h in F-Dur wäre ein Tritonus (übermäßige Quarte oder verminderte Quinte) und das geht in der Alten Musik gar nicht! Ändern wir C-Dur auf mixolydisch auf c (durähnlich), wird der Ton h zu b - und da kommt das Ganze schon wieder hin.


Bei C-Dur (Tonika) und G-Dur (Dominante) verschiebt sich alles um einen Ganzton, und es wird mehr als problematisch.


Wer bis jetzt noch nicht ausgestiegen ist, kann sich weitere Gedanken machen.

Ich wechsle schon mal von der Theorie in die Praxis.


Eine Eier legende Wollmilchsau gibt es nicht und Universaldudelsäcke, die das Modulieren in viele Tonarten mitmachen sollen, sind Sch.....e.


Dudelsäcke sind gegenüber anderen historischen und modernen Holzblasinstrumenten regelrechte Präzisionsinstrumente - zumindest sollten sie es sein!


Bei Dudelsäcken geht es um präzise gestimmte Intervalle und nicht um Töne, die man nach Bedarf ausgleichen kann. Natürlich hängt Dies von vielen physikalischen Bedingungen ab:


  • gleichbleibender, konstanter Spieldruck
  • gleichbleibende Umgebungstemperatur (thermisch)
  • gleichbleibende Feuchte oder Trockenheit
  • auf die Mensur der Spielpfeife abgestimmtes Rohrblatt
  • stabiler Bordunton
  • ausgeglichener Spieldruck für Bordun(e) und Spielpfeife


Dudelsäcke werden in unserer Werkstatt bei 20°C und mittlerer Raumfeuchte mit einem definierten Spieldruck und Luftverbrauch bei a' = 440 Hz (wenn nicht anders vereinbart) harmonisch rein intoniert. Bei mehreren spielbaren Tonarten legen wir die Verschiebungen für bestimmte Intervalle fest, so dass die betroffenen Tonarten ausgewogen klingen. Wir entscheiden, welcher Spieldruck für welches Instrument am Besten ist.

Der größte physikalische Einfluß auf die Stimmung von Musikinstrumenten ist die Umgebungstemperatur. Das Instrument bleibt gestimmt, nur die Stimmtonhöhe (Frequenz) ändert sich.


Sinkt die Temperatur, wird der Dudelsack tiefer - bei steigender Temperatur wird er höher.


Praktische Anwendung bei Abweichung der Umgebungstemperatur ober - oder unterhalb von 20 °C :


  1. Ihr spielt euer Instrument warm und haltet einen stabilen Grundton.
  2. Ihr ändert die Frequenz eures Stimmgerätes bis die Nadel auf Null zeigt.
  3. Dann gebt ihr das eingestellte Stimmgerät eurem Zupf - und Streichkollegen.


Da sich Änderungen der Umgebungstemperatur bei Zupf - und Streichinstrumenten umgekehrt auswirken, wird es euer Kollege danken, dass er die Saitenspannung der Umgebungstemperatur anpassen kann.


Stimmgeräte / Tuner denken nicht mit - das müsst ihr übernehmen. Zur Hilfestellung dient folgende Tabelle:

Temperatur in °C 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30
Frequenz a' in Hz 432 434 435 437 439 440 441 443 445 446 448

Bei der vorangehenden Betrachtung sind die Rohrblätter optimal auf das Instrument und dessen Mensur eingestellt!